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Infostand: 25 Jahre Castortransport

18. März 2023; 10:00 am - 1:00 pm

Die Bürgerintiative “Kein Atommüll in Ahaus e.V.” lädt ein:

In den nächsten Tagen jähren sich die Ereignisse um den Castor-Transport nach Ahaus (20.03.1998) zum fünfundzwanzigsten Mal. Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ wird am Samstag, den 18. März (10 – 13 Uhr), mit Bildern und Plakaten an einem Informationsstand in der Ahauser Fußgängerzone (Oldenkottplatz) an den Widerstand gegen diesen Transport erinnern.
Außerdem lädt die Bürgerinitiative zu ihrem nächsten öffentlichen Stammtisch ein. Er findet statt am Montag, den 13.März, ab 20 Uhr im Büro der BI an der Bahnhofstr. 27.

 

Nähere Informationen zur Bedeutung dieses Tages aus der Presseinformation:

Hintergrund: Was geschah am „Tag X4“?

  • Am 20. März 1998 kommt zum ersten Mal ein Transport mit 106 hochradioaktiven Brennelementen aus laufenden Atomkraftwerken (Gundremmingen, Neckarwestheim) nach Ahaus.
  • Vorher hatten bereits 3 solcher Transporte ins Zwischenlager Gorleben stattgefunden. Dagegen hatte es massiven Widerstand gegeben, der von der Aktionsgruppe „X-tausendmal quer“ initiiert worden war. Zusammen mit der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ rief sie nun auch zum gewaltfreien Widerstand gegen den 4. Transport („X4“) auf, der nach Ahaus gehen sollte.
  • Und dieser Aufruf hatte großen Erfolg – bundesweit, aber gerade auch in Ahaus und Umgebung:
  • In den Wochen vor dem Transport werden in immer mehr Gärten gelbe Xe als Zeichen des Widerstands aufgestellt – oder sie werden als Plakat in die Fenster gehängt.
  • Kirchliche Organisationen wie KFD, BDKJ, KSG und Pax Christi im Bistum Münster geben öffentliche Erklärungen gegen den geplanten Transport ab, ebenso der Pfarrgemeinderat von St. Marien (katholisch) in Ahaus oder die evangelische Theologin Dorothee Sölle bei einer Veranstaltung in Ahaus.
  • In zahlreichen Zeitungsanzeigen rufen Ahauser Lehrkräfte, Ärztinnen und Ärzte, Mütter und Väter namentlich zum Widerstand auf.
  • Auch der Landwirtschaftliche Kreisverband Borken spricht sich gegen den Transport aus. An einer Demonstration von 5000 Menschen am 15.03. beteiligen sich auch 300 Landwirte mit ihren Traktoren .
  • Die Räte zahlreiche Städte und Gemeinden sprechen sich gegen den Transport aus, so der Rat der Stadt Münster oder die Ahauser Nachbargemeinden Stadtlohn, Vreden und Legden. Im Ahauser Rat scheitert ein entsprechender Antrag an der CDU-Mehrheit.
  • Gegen den Transport demonstrieren dann am 20. 03.unterwegs und in Ahaus über 10.000 Menschen.
  • Ca.30.000 Polizeibeamte aus der ganzen Republik begleiten den Zug.
  • Es gibt zahlreiche Aktionen gewaltfreien Widerstands unterwegs und in Ahaus.
  • In Holtwick, Legden und Ahaus ketten sich einzelne mutige Menschen an die Bahnschienen.
  • In Ahaus besetzen ca. 300 Menschen vormittags den Bahnübergang Schorlemer Straße. Nach 3 Stunden werden sie von der Polizei abgeräumt, viele Teilnehmende werden in Gewahrsam genommen und bis zum nächsten Morgen in Gefangenensammelstellen in Münster und Coesfeld gebracht.
  • Am frühen Nachmittag besetzen 3 – 4000 Menschen die Bahnstrecke am Schumacherring (Nähe der heutigen Tobit-Labs). Sie werden mit massiver Polizeigewalt entfernt.
  • Weitere Demonstrationen und Sitzblockaden gibt es an verschiedenen Stellen in der Stadt. Bereits am Tag vorher besetzen mehrere hundert Schülerinnen und Schüler des Alexander-Hegius-Gymnasiums vorübergehend die Straßenkreuzung Bahnhof-/Fuistingstr.
    Erst am Abend gelangt der Zug ins Atommüll-Lager in Ammeln.

Warum gab es so massiven Widerstand?

  • 1998 kämpfte die Anti-AKW-Bewegung in Deutschland bereits seit rund 25 Jahren wegen der damit verbundenen Risiken für den Atomausstieg. Die schweren Unfälle in Harrisburg/USA (1979) und Tschernobyl/Sowjetunion (1986) hatten diese Befürchtungen bestätigt.
    Weltweit gab und gibt es kein Endlager für den hochradioaktiven Atommüll, der aber für mindestens 1 Million Jahre sicher vor der Biosphäre abgeschlossen werden muss.
  • Das aus politischen Gründen 1977 als Endlagerstandort ausgewählte Gorleben war von Anfang an unter geologischen Gesichtspunkten untauglich. 40 Jahre diente es aber den Atomkraftbefürwortern als Alibi für eine angeblich gesicherte Entsorgung. Erst 2017 wurde es aufgegeben und ein neuer Endlagersuchprozess gestartet.
  • Die sogenannten „Zwischenlager“, die in den 80er Jahren in Gorleben und Ahaus errichtet worden waren, drohten deshalb zu einem Endlager zu werden.
  • Der Ahauser Bevölkerung war von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen versprochen worden, dass im Zwischenlager erst dann Atommüll eingelagert werden würde, wenn die Inbetriebnahme des Endlagers Gorleben gesichert sei. Mit dem Castor-Transport 1998 erwies sich dies als dreiste Lüge.

 

Was waren die Folgen des Ahauser Widerstands gegen den Castor-Transport 1998?

  • Den politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern wurde klar, dass weitere Atommüll-Transporte nicht nur in Gorleben auf massive Gegenwehr stoßen würden.
  • Kurze Zeit später wurden alle Castor-Transporte zeitweilig von der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel wegen bedenklichen Kontaminationen an den Behältern ausgesetzt.
  • Die im Herbst 1998 neugewählte rot-grüne Bundesregierung beschloss, dass die verbrauchten Brennelemente aus Leistungsreaktoren künftig generell nicht mehr mit riskanten Transporten in zentrale Zwischenlager gebracht, sondern dezentral bei den AKW gelagert werden sollten.
  • Seitdem sind nach Ahaus nur noch Brennelemente aus dem stillgelegten DDR-Forschungsreaktor Dresden-Rossendorf gebracht worden (2005).
  • Die Pläne für den Bau einer zweiten oder sogar dritten Lagerhalle in Ahaus wurden aufgegeben, die bestehende Halle teilweise umgewidmet für die Lagerung von schwachradioaktivem Müll.
  • Das waren deutliche Erfolge auch des Ahauser Widerstands von 1998.
  • Es dauerte allerdings weitere 13 Jahre, bis nach dem GAU in Fukushima/Japan (2011) auch der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland beschlossen wurde.
  • Es dauerte weitere 19 Jahre, bis endgültig der völlig ungeeignete Endlagerstandort Gorleben aufgegeben und ein neues Endlagersuchverfahren eingeleitet wurde (2017).
  • Und es dauerte 25 Jahre, bis das letzte AKW in Deutschland abgeschaltet werden sollte (2022).

Und heute: Alles gut – kein Widerstand mehr nötig???

  • Unter dem Vorwand der durch den Krieg in der Ukraine verursachten Energieknappheit wurden die drei letzten in Betrieb befindlichen Reaktoren nicht wie beschlossen am 31.12.22 abgeschaltet, sondern in einen „Streckbetrieb“ bis zum 15.04.23 überführt – obwohl der damit erzielte Nutzen ausgesprochen gering ist.
  • Unverbesserliche Atomfreunde in der Politik versuchen, ihren Betrieb bis 2024 zu verlängern und auf diesem Wege zu einem Neueinstieg in die Atomenergienutzung zu gelangen. Das gilt es unbedingt zu verhindern!
  • Aber auch wenn es am 15.04. tatsächlich zu einer endgültigen Abschaltung der 3 AKW kommt, sind die Probleme der Atomenergie in Deutschland damit nicht gelöst:
  • Der Atommüll in Ahaus, dessen Lagerung für 40 Jahre (bis 2036) genehmigt ist, droht nach neuesten Perspektiven der Endlagersuche noch wenigstens weitere 40 – 60 Jahre hier zu lagern, vermutlich bis ins nächste Jahrhundert!
  • Außerdem sollen weitere Brennelemente aus dem Forschungsreaktor Garching bei München und aus dem stillgelegten Versuchsreaktor Jülich nach Ahaus verbracht werden – Brennelemente, die so nicht endlagerfähig sind und für die erst noch entsprechende Konditionierungsverfahren entwickelt werden müssen! Dafür sind die Betreiber der Anlagen in Jülich und Garching zuständig. Es steht zu befürchten, dass sie sich dieser Verantwortung entziehen werden, wenn sie ihren Müll erst einmal in Ahaus abladen können.
  • Außerdem wird gerade in unserer Region deutlich, wie unvollkommen der Ausstieg aus der Atomenergie ist: In Gronau soll weiterhin Uran angereichert und in Lingen sollen weiterhin Brennelemente für Reaktoren hergestellt werden, wo auch immer die betrieben werden. Und dabei wird auch noch Material von der russischen Firma Rosatom bezogen – Sanktionen gegen das kriegführende Russland spielen hier offenbar keine Rolle…
  • Deshalb wird die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ auch weiterhin Widerstand leisten. Dabei benötigt sie die Unterstützung der Bevölkerung.
    www.bi-ahaus.de

Details

Datum:
18. März 2023
Zeit:
10:00 am - 1:00 pm
Veranstaltungskategorie:
Website:
infostand

Veranstaltungsort

Innenstadt

Veranstalter

BI Kein Atommüll in Ahaus e.V.

Details

Datum:
18. März 2023
Zeit:
10:00 am - 1:00 pm
Veranstaltungskategorie:
Website:
infostand

Veranstaltungsort

Innenstadt

Veranstalter

BI Kein Atommüll in Ahaus e.V.